Datensicherung & Datenrettung (14.01.2020)

Bekanntlich haben Schuster zumeist die schlechtesten Leisten, was bei Autohändlern, Handwerkern und Boutikenbesitzerinnen eventuell etwas anders sein mag, bei mir selber aber eben mal nicht: In der Regel erinnere ich meine Kunden immer wieder an regelmäßige Datensicherungen und nehme diese bei Reparaturen, Wartungen oder Umstellungen vor Ort sicherheitshalber sogar selber vor, zuweilen auch mehrfach im Sinne von „doppelt genäht hält besser“ …

Was war passiert ? Vor wenigen Tagen informierte sich bei mir eine Bekannte über die Umstände, die ein Auslaufen des MICROSOFT-Supports für WINDOWS-7 mit sich bringen. Es stand die Frage, privat mit WINDOWS-7 unter einem guten Antivirenschutz weiterzuarbeiten oder auf WINDOWS-10 umzustellen, wobei auch hier ein Antivirenprogramm notwendig sein würde. Sie verfügt über ein leistungsfähiges Notebook, nutzt es aber recht wenig und müsste in ein System-Upgrade investieren – würde sich das wirklich lohnen ?

Ich selber arbeite primär unter LINUX, fuhr meinen PC herunter und startete mein selten genutztes WINDOWS-7, um ihr einige Informationen über den Dual-Boot-Mechanismus zu geben. Ansonsten ist bei mir WINDOWS-7 auch noch einmal in einer virtuellen Maschine (VM) eingebettet und läuft darunter problemlos. Nun – da ich WINDOWS-7 also selten nutze, fühlte sich dieses beim Start gemüssigt, meine separat eingebaute Daten-Festplatte einmal automatisch zu scannen, und ich dacht mir nichts dabei, dass ein Haufen weißer Zeilen über meinen schwarzen Bildschirm lief …

Das WINDOWS-7 im Dual-Boot-Modus hatte ich mit wenigen Worten demonstriert und dann wieder mein LINUX gestartet, um darauf etwas näher einzugehen – auf die äußere Erscheinung, die Funktionalitäten und die Vorteile gegenüber WINDOWS, insbesondere für die privaten Zwecke meiner Bekannten. Andere Kundinnen prägten für ein solches LINUX-System den Begriff „einfacher, unkomplizierter und zuverlässiger Mädchen-Rechner“, was tatsächlich für LINUX auch im privaten Bereich spricht. Nachdem ich mich von der Bekannten mit dem freien Angebot, ihr System auf LINUX umzustellen, verabschiedet hatte, widmete ich mich wieder anderen Dingen auf dem PC und stellte verwundert fest, dass sich meine Daten-Festplatte überhaupt nicht mehr ansprechen ließ …

Ich ging der Sache weiter auf den Grund und stellte fest, dass die Platte nicht nur ausgehängt war, sondern (angeblich) auch keine verfügbaren Daten mehr enthielt. Und nun wurde es für mich ernst: Festplatten-Check auf Inkonsistenzen, defekte Partitionen oder Sektoren usw. – und zwar unter WINDOWS-7 als auch unter LINUX. Dabei kam unter anderem “ TestDisk“ zum Einsatz und das von mir im Internet herausgefundene Programm „EaseUS Data Recovery Wizard„. Mit Letzterem scannte ich die Festplatte und siehe da – die vermissten Ordner und Dateien waren noch vorhanden, in welcher Form auch immer …

Nun galt es, besonnen zu handeln: (1) Die defekte Festplatte reparieren bzw. die Daten wieder herstellen oder (2) die Platte „bügeln“ und eine Rücksicherung vornehmen. ABER – die letzte Datensicherung liegt ca. 4 Monate zurück – soviel zu des Schusters Leisten. Auch eine Rücksicherung nach einer Neuformatierung mit der Nacherfassung der wichtigsten Dateien könnte aufwändig sein. Ein weiteres Problem tat sich insofern auf, als dass die externe Sicherungsplatte von WINDOWS einfach nicht erkannt werden wollte, von LINUX schon. Dafür gab es noch eine Lösung, nämlich die Platte als NAS-Gerät an meinen Router anzuschließen und im internen Netzwek freizugeben, was schließlich auch gelang. Doch wie sollte ich die aktuellsten Daten wieder auf die Arbeitsplatte bekommen – über die Strategie (1) oder (2) … ?

Nachdem ich noch einmal die Arbeitsplatte nach technischer Unversehrtheit erfolgreich überprüft hatte, was letztlich nur für teilweise „zerfetzte“ Dateien infolge des WINDOWS-Checks sprach, entschloß ich mich für die Variante (1), erwarb über’s Internet den „EaseUS Data Recovery Wizard“ und begann mit der automatischen Datenwiederherstellung auf die NAS-Festplatte. Das dauert zwar etwas lange, aber die Variante (2) würde vermutlich noch aufwändiger und anstrengender sein – nach Abschluss der Datenwiederherstellung müsste ich die Arbeitsplatte nur mal „bügeln“ und eine Rücksicherung von der NAS-Platte vornehmen …

Was kann man nun daraus lernen ? Zunächst sollte man unbedingt regelmäßig und in kürzeren Zeitabständen Datensicherungen machen, so dass sich Datenverluste mit nur noch geringem Aufwand aufarbeiten lassen. Es lohnt sich, hierfür eine geeignete Strategie mit entsprechend geeigneter Technik auszutüfteln. Im Gewerbe standen meinen Kunden dafür TANDBERG-Streamer mit 5 Wechselbändern (für jeden Tag ein anderes) zur Verfügung, aber das Equipment war auch nicht gerade billig, so dass man später auf PD-Laufwerke, wiederbeschreibbare CD’s oder DVD’s zurückgriff, bis seit einigen Jahren preiswerte externe Festplatten auf den Markt kamen …

Es ist auch zu überlegen, wann und wie diese regelmäßigen Sicherungen stattfinden sollen, d.h. zu welcher Tageszeit sowie manuell oder automatisch. Für eine automatisierte Sicherung gibt es diverse kostenfreie und auch kostenpflichtige Sicherungsprogramme – das muss von Fall zu Fall näher diskutiert werden …

Alles in allem bleibt festzustellen, dass man vor Datenverlusten durch Soft- und Hardwarefehler nicht wirklich gefeit ist, und warum ich gerade WINDOWS nicht traue, brauche ich an dieser Stelle vielen Leidgeprüften sowie EDV-Profi’s wohl nicht mehr zu erläutern. Wie hatte man es uns ehemals bei der Armee beigebracht ? „Erst das Pferd, dann der Reiter !“ – In diesem Sinne …