WINDOWS in LINUX

Nachdem ich etwas über ANDROID in LINUX geschrieben habe, möchte ich unter Bezugnahme auf meinen vorangegangenen Beitrag Weiterhin Müll oder LINUX ? noch einmal auf ein eigentlich „altes“ Thema WINDOWS in LINUX eingehen. Warum „altes“ Thema ? LINUX und WINDOWS können auf einem einzigen PC sowohl nebeneinander als auch oder ineinander betrieben werden – Ersteres setzt eine „Dual-Boot„-Installation voraus, auf die ich hier nur geringfügig eingehen möchte, und Zweiteres eine Installation des einen Gast-Betriebssystems innerhalb des anderen Wirts-Betriebssystems – dazu später mehr …

Eine Dual-Boot-Installation hat den Nachteil, dass der Anwender beim Starten des PC’s sofort (innerhalb eines eingerichteten kurzen Zeitfensters) entscheiden muss, mit welchem Betriebssystem er nun arbeiten möchte, und dann das andere System erst einmal nicht nutzen kann. Wenn er das andere System nutzen möchte, muss er das zuvor gestartete Betriebssystem mit all seinen geöffneten Programme komplett herunterfahren, dann den PC neu starten (booten) und nun entscheiden, dass er jetzt das andere Betriebssystem verwenden möchte. Kurzum ist ein Betrieb nebeneinander praktisch nicht möglich. Darüber hinaus gibt es, wenn man LINUX neben einem zuerst installierten WINDOWS-11 nutzen möchte, erhebliche Schwierigkeiten, die im o.a. Beitrag Weiterhin Müll oder LINUX ? mehrfach angesprochen wurden. Im Fazit also ist eine Dual-Boot-Installation eine recht schlechte Lösung …

Damit kommen wir zum WINDOWS in LINUX, bei dem LINUX das Wirts-Betriebssystem und WINDOWS das Gast-Betriebssystem sind. Dazu benötigt man eine innerhalb von LINUX installierte „Virtuelle Maschine“ (VM), d.h. ein Programm, das einen eigenständigen PC virtuell nachbildet. Man kann sich das wie eine Matroschka vorstellen, in der die innere Figur der Gast und die äußere Figur die Gastgeberin bzw. der Wirt ist. Die Installation einer LINUX-VM (und darin eines WINDOWS oder auch ganz anderen Betriebssystems (z.B. eines LINUX-UBUNTU in ein LINUX-QUBES) ist relativ unkompliziert, soll an dieser Stelle aber nicht weiter erläutert werden. Hingegen ist mir wichtig, auf das Thema WINDOWS-Umzug in LINUX näher einzugehen, über das viele Anwender im Zuge eines Wechsel von WINDOWS zu LINUX ernsthafter nachdenken müssen:

Worum geht es hierbei eigentlich ? In qualifizierten Fachmedien (z.B. c’t – magazin für computertechnik) werden Betriebssystem-Umzüge ausführlich beschrieben und diskutiert, eher aus der Sicht von Leuten am Schreibtisch als von IT-Praktikern vor Ort, die bei solchen Arbeiten ihren (zumeist gewerblichen) Kunden zur Seite stehen. Aus meiner langjährigen Praxis halte ich Betriebssystem-Umzüge für wenig sinnvoll, und zwar aus mindestens diesen Gründen:

  • Sie schleppen ein Sammelsurium alter bzw. vorangegangener Installationen mit sich, die zwischenzeitlich kaum einmal grundlegend und tiefgründig gereinigt wurden. Gerade WINDOWS hinterlässt wegen fehlgeschlagener oder fehlerhafter Updates, Installationen usw. ein undurchsichtiges und unnützes Datengewirr.
  • Es ist ungewiss, ob das vorgesehene LINUX-Wirtssystem das Gastsystem völlig problemlos in sich aufnehmen kann. LINUX ist von Hause aus ein sauberes und klar strukturiertes Betriebssystem – man sollte ihm keinen WINDOWS-Müll zumuten.
  • Wenn man WINDOWS vor einem Umzug aufarbeitet, reinigt usw., dann fässt man nahezu Alles an, was dessen bedarf. Wozu dieser Aufwand, wenn man nach einem Umzug feststellt, dass diese aufwändigen Vorarbeiten noch einmal aufwändiger Nacharbeiten bedürfen ?

Ich persönlich empfehle daher grundsätzlich, in ein LINUX-Wirtssystem ein noch niemals genutztes WINDOWS-Gastsystem einzubetten, indem man keine Migration (Import) eines zuvor aufwändig erstellen Images des bisher genutzten WINDOWS-Systems in die Virtuelle Maschine vornimmt, sondern das WINDOWS darin völlig neu installiert. Und danach sollten nur noch bzw. ausschließlich die Programme nachinstalliert werden, für die derzeit LINUX noch absolut keine brauchbare Alternative bietet. Der Aufwand für diese Neuinstallationen entspricht dem Aufwand für eine System-Aufarbeitung zum Zwecke eines Umzugs. Der ganz klare Nutzen besteht jedoch darin, dass Sie nun über ein völlig sauberes neues WINDOWS-System mit sauber installierten WINDOWS-Programmen innerhalb einer Virtuelle Maschine verfügen.

Die einzige vorhergehende „Aufarbeitung“ sollte lediglich darin bestehen, zunächst noch einmal alle Stamm- und Arbeitsdaten zu sichten, systematisieren, zu bereinigen und dann extern zu sichern – vorzugsweise sogar 2 x auf 2 verschiedenen externen Datenträgern (auf „extern“ liegt die Betonung). Für gegebenenfalls notwendige Nachinstallationen von ausschließlichen WINDOWS-Programmen, zu denen es keine LINUX-Alternativen gibt, sollten Sie auch noch einmal die entsprechenden Lizenzen zusammentragen oder auslesen – auf die sichere Archivierung von Software-Lizenzen werde ich hier aber nicht weiter eingehen, denn diese liegt grundsätzlich in der Verantwortung der Lizenznehmer bzw. Nutzer. Also – halten sie Ordnung, sonst vergeuden Sie ohnehin unnötige Zeit und finanzielle für den Betrieb oder die Wiederherstellung Ihrer IT-Systeme !

Fazit: System-Neuinstallationen sollten System-Umzügen vorgezogen werden, weil sie DIE Chance sind, IT-Systeme einmal grundlegend aufzuräumen.