Ich bin bereits seit 1986 in der EDV-Branche tätig und dabei seit 1990 selbständig. Dabei habe ich mich hauptsächlich mit Fakturierungs-, Warenwirtschafts- und Buchhaltungs-Systemen (heute CRM- und ERP-Systeme genannt) befasst und teilweise mit Hotelverwaltungs-, CAD- und Bürokommunikations-Systemen – meine besondere fachliche Qualifikation auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz spielte dabei eigentlich keine Rolle. Während meiner Selbständigkeit führte ich also in zahlreichen Betrieben verschiedenster Branchen und Größen sehr komplexe und leistungsfähige CRM- und ERP-Systeme ein, die im Hause meines langjährigen Partners, der „Willi Biller GmbH“ Wittmund, bis etwa 2007/2008 entwickelt worden sind – die Entwicklung wurde leider aus überwiegend strategischen Gründen eingestellt …
Ich selber hatte mich bereits seit 2006 geschäftlich neu ausgerichtet und zunehmend auf LINUX-Systeme spezialisiert. Für den Eigenbedarf zunächst noch LEXWARE-Programme eingeführt und auch anderen Kunden empfohlen, ging ich bald auf die Suche nach leistungsstärkeren, unabhängigeren und kostengünstigeren CRM- und ERP-Systemen, die möglichst sogar unter LINUX betrieben werden können, doch die Ergebnisse waren zunächst ernüchternd:
Da ich auf meiner eigenen EDVA und bei einigen Kunden die LINUX-Distribution UBUNTU 12.04 LTS bzw. 14.04 LTS installiert habe, stieß ich bei meinen Recherchen auf eine zusammenfassende WIKI-Seite für ERP-Systeme, in der einige ihrer Klasse etwas näher beschrieben wurden, und eine adäquate WIKI-Seite für Buchhaltungssysteme. In der Folge befasste ich mich u.a. intensiver mit TRYTON-NESO, KIVITENDO (ehemals LX-OFFICE), SQL-LEDGER und FAKTURAMA sowie mit GNUACCOUNTING, GNUCASH, YABS und JAMEICA. Mangels zumeist lückenhafter deutscher Installations-Anleitungen musste ich mehrere Anläufe und Versuche unternehmen, TRYTON-NESO, KIVITENDO und SQL-LEDGER zum Laufen zu bringen. Die Einrichtung war danach auch nicht einfacher und meines Erachtens für einen „unbedarften“ Anwender kaum zumutbar. Ähnlich verhielt es sich mit GNUACCOUNTIG, GNUCASH und YABS – zumindest empfand ich die Benutzerführung als sehr gewöhnungsbedürftig …
Hinsichtlich einer unkomplizierten Installation, Einrichtung und Benutzerführung sind mir jedoch das FAKTURAMA und das JAMEICA mit den Plugins HIBISCUS (eBanking) und SYNTAX (Buchhaltung) besonders positiv aufgefallen. Beide Systeme lassen aber noch diverse Funktionen vermissen, wie z.B. beim FAKTURAMA eine Artikelpreiskalkulation und integrierte Warenwirtschaft und beim SYNTAX eine OP-Verwaltung. Ich nutze diese Systeme schon einige Zeit unter Berücksichtigung der genannten Einschränkungen und habe gerade deshalb meine weitere Suche nach für mich vollkommeneren Systemen nicht abgeschlossen …
Hierbei sind mir als interessante Ansätze, die eine Unabhängigkeit vom Betriebssystem ermöglichen, drei Cloud-Lösungen aufgefallen, nämlich das kostenpflichtige LEXOFFICE sowie die (zumindest teilweise) kostenfreien WAWISION und VTIGER – letztere beide Systeme habe ich kürzlich auf zwei separaten eigenen Clouds installiert und eingerichtet, und zwar recht problemlos. Über eigene Anwendererfahrungen kann ich noch nicht viel berichten, nur dass die Benutzerführung und das Funktionsspektrum recht gut ist. Die im Vergleich zum FAKTURAMA und JAMEICA etwas verzögerten Reaktionszeiten scheinen daraus zu resultieren, dass die Systeme (beim Domain-Hoster bzw. Cloud-Provider) auf externen EDVA’s laufen und über Webbrowser betrieben werden. Aber gerade das bietet eine Unabhängigkeit von den Betriebssystemen, die auf den genutzen Clients (PC, Notebook, Tablet usw.) installiert sind, und von den Örtlichkeiten, an denen man seine Büroarbeit verrichten möchte.
Über meine Erfahrungen mit WAWISION und VTIGER werde ich gegebenenfalls später noch einmal berichten. In diesem Zusammenhang darf ich aber schon jetzt auf eine sehr aufschlussreiche Studie von Yulia Sidykh verweisen, die sich etwas tiefgründiger mit der Nutzung von Open-Source-ERP-Systemen in kleinen und mittleren Unternehmen befasst.